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Junghundealter = Flegelalter

Keine Zeit für übertriebene Härte und zu große Nachsicht!

Der Hundewelpe hat sich prächtig entwickelt. Vom Züchter bereits liebevoll und familien­freundlich aufgezogen, war er zu erfahrenen Hundehaltern gekommen. Sie gingen mit ihm in eine Welpengruppe. Er lernte schnell und willig, die Grundkommandos klappen mühelos. In die Familie fügt sich der kleine Hund problemlos ein und gehorcht. Doch jetzt kommt es zu einer merkwürdigen Krise …

Der/die Kleine wird erwachsen!

  • Der junge Rüde muckt nun öfter auf. Einige Kommandos scheint er vergessen zu haben oder die Ohren „stehen auf Durchzug“ (weil gerade ein wichtigeres Signal empfängt: z. B. den Geruch einer läufigen Hündin …) – etwas Neues, interessant.

  • Und noch viel schlimmer: das Kind, das in die Nähe des Hundes kommt, wird angeknurrt, wenn man ihm etwas wegnehmen will, wird zugeschnappt, vom Sofa lässt er sich nicht mehr runterschicken, …

  • Der liebenswerte Junghund wirkt total verändert: schlechte Erbmasse, womöglich falsche Ernährung, eine schleichende Erkrankung? Was haben wir falsch gemacht?

  • Nichts!

  • Der völlig normale Hund ist in die Pubertät gekommen – er/sie wird erwachsen!

Das erinnert an Kinder, die zeigen irgendwann ähnliche Erscheinungen: sie sprechen eine andre Sprache, hören seltsame Musik in unerträglicher Lautstärke, benehmen sich frech und unerzogen, werden aggressiv … eben das Flegelalter.

  • Biologische Gründe bei Hunden – bedenkt man die Abstammung vom Wolf: Die vertraute Familie wird verlassen um sich einer anderen anzuschließen bzw. eine neue zu gründen -> Fortpflanzung, Weitergabe des eigenen Erbgutes an Nachkommen = Überleben. Der Junghund ist also nicht „böse“ geworden – er folgt seinem Instinkt.

  • Der Vergleich mit dem Wolf ist allerdings auf unsere Haushunde nicht eins zu eins übertragbar … Sie leben nicht in freien Verbänden in der Wildnis sondern mit uns Menschen zusammen. Wir haben sie zu uns geholt, sie müssen sich in unserer Umwelt zurechtfinden.

  • Grundsätzlich gilt, dass Menschen, die mit einem Hund (oder auch mit mehreren) leben, dafür die Verantwortung übernehmen, zu helfen, dass sie zusammen in der Welt klar kommen, in der sie leben (=Erziehungsauftrag). Dazu zählt das Vermitteln von Werten und Einhalten von Regeln.

  • Fast alle Hunde (es gibt nur wenige Ausnahmen) wollen und brauchen dafür Regeln und Grenzen, die wir ihnen vorgeben. Sie schätzen eine gute Führung des Menschen, Zuverlässigkeit, Sicherheit und wollen nicht sich selbst überlassen sein bzw. Dinge selbst regeln um keine Schwierigkeiten zu bekommen und beschützt durch’s Leben zu gehen.

  • Zurück zum Flegelalter: Wie soll ich mich verhalten?

Beschützt man seinen Hund in dieser Zeit, bestärkt bereits erlerntes und gewünschtes Verhalten und unterbricht unerwünschtes Verhalten konsequent – verschafft man seinem Hund Sicherheit.

  • Zu weit gehende Nachgiebigkeit bringt ebenso wenig wie übertriebene Härte. Die Erziehung benötigt reichlich Geduld um diese Zeit zu überstehen. Dem Hund sollte man nicht zu viel durchgehen lassen. Auf „Komm“ hat er gefälligst zu kommen, bei „Platz“ muss er liegen bleiben. Das Anknurren von Familienmitgliedern wird nicht geduldet. Kinder müssen darauf hingewiesen werden, dass der geliebte Spielkamerad vorübergehend nicht so ist wie immer … Verhalten der Kinder und des Hundes müssen beobachtet und kontrolliert werden um Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Also zusammenfassend:

Bereits Erlerntes (und Gewünschtes) -> Regeln, Befolgen von Kommandos, … was gerade in Vergessenheit geraten erscheint, durchsetzen und immer wieder üben – möglichst, wenn der Hund sich in ausgeglichener Stimmung befindet.

Viel verbales Lob/Belohnung, wenn alles richtig gemacht wird und deutlich klar machen/unterbrechen, wenn etwas falsch gemacht wird.

Und eines Tages kommt der Zeitpunkt, wo Hunde (und auch Kinder) merken, dass es besser ist, die Spielregeln innerhalb der Familie einzuhalten und nicht mehr ständig Kräfte zu messen. Der Hund bleibt in seinem vertrauten Familienverband und fühlt sich dort zufrieden und geborgen.

Der Hundehalter hat das befriedigende Gefühl, das Flegelalter seines Hundes überstanden mit Fassung überstanden und ab jetzt einen treuen Freund zur Seite zu haben.

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