top of page

Die Beziehungskiste ...

Ausgerechnet Grenzen?!

Der Hund macht immer den Status-Check: Wo stehe ich, wie stehen wir zueinander?

Die Vorgeschichte:

Die Erziehung, die ein Hundewelpe direkt nach seiner Geburt erlebt, besteht hauptsächlich aus Verboten. „Lass das“, „Stopp“, „Meins“, „Weg da“, … das ist die „Sprache“, die er als erstes lernt.

Was nicht verboten wird – ist erlaubt!

Kein Hund sagt einem anderen, was er tun soll, sondern nur was er zu lassen hat. Keiner bietet dem anderen Kekse an. Keine Hundemutter belohnt erwünschtes Verhalten, sie fordert es ein. Zuneigung ja und ganz viel Körperkontakt – aber sie belohnt nicht …

Dann kommt der Welpe (oder auch der erwachsene Hund) in seine neue Familie.

Das ist in jeder Hinsicht anders:

Hierarchien, Autorität und Grenzen sind im heutigen Zeitalter längst abgeschafft.

Wir wollen Partner und beste Freunde sein.

Wir grenzen uns nicht ab, verteidigen nicht, sondern laden ein.

Wir öffnen die Tür, treten zur Seite und sagen mein Raum ist auch dein Raum.

Wir behandeln Hunde wie Gäste:

Gäste bekommen den besten Sitzplatz, wir holen Leckerbissen aus dem Kühlschrank, sind aufmerksam und tun alles, dass sie sich wohlfühlen.

Hunde bekommen ein schönes Hundebett, das beste Futter und viele Leckereien, unzählige Spielsachen und vor allem – absolute Aufmerksamkeit für alles was sie tun, sie sollen sich ja wohlfühlen …

So nehmen sie uns ein, unsere Wohnung, jeden Raum, die besten Sitz- und Liegeplätze. Futter und Spielsachen, die immer zur Verfügung stehen, werden beschlagnahmt, verzehrt und/oder zerstört und dafür gibt es auch noch „Beifall“.

Hunde würden das anders machen, sie ließen Fremde erstmal nicht überall hin. Sie müssten so lange im Flur verharren bis sie Grenzen akzeptieren. Dann dürften sie ins Wohnzimmer gehen und bekämen die Regeln erklärt: nicht auf’s Sofa, nicht auf meinen Sessel, der Kühlschrank ist tabu und meine Lieblingssachen sowieso. Hält sich der Fremde an die Regeln und nervt nicht, passiert nichts. Ansonsten kann er machen was er will.

Hier ist Respekt erstmal wichtiger als Zuneigung. Zuerst werden Regeln aufgestellt und der Status geklärt:

- Wer bewegt wen?

- Wer kontrolliert was?

Wer Raum und Ressourcen kontrolliert, hat das Sagen. Wir sind immer noch beim Hund … den plagt kein schlechtes Gewissen, wenn er nicht teilt oder kooperiert.

Nun zurück zum Menschen: wir haben Respekt vor dem, der schöner, besser und reicher ist als wir und nicht selten erhält der unsere Aufmerksamkeit und Zuneigung. Erfolg prägt den Status.

Für Hunde ist das nicht wichtig. Sie vermissen weder Schönheit noch Reichtum, sie zeigen uns, was übrigbleibt, wenn wir das nicht haben - ihnen können wir nichts vormachen.

Sie schenken dem Vertrauen, der in sich ruht und angemessen reagiert. Souveränität ist gefragt! In dieser Hinsicht sind sie unbestechlich und ihr Respekt zeigt uns, wo wir stehen.

Die Nachgeschichte:

Und nun kommst du Mensch und forderst Grenzen?

Wer bist du überhaupt und hast du das Recht dazu?

Für den Hund zählen Taten, nicht Worte:

Gibst du keine Richtung und kein Tempo vor? Dann geht der Hund voraus.

Triffst du keine Entscheidungen? Dann trifft sie der Hund.

Wie oft merken wir nicht einmal, dass der Hund uns bewegt, wenn wir in die Richtung gehen, in die er zieht? Oder es fällt uns schwer, seinem Blick am Esstisch standzuhalten ohne ihm einen Happen zukommen zu lassen oder wir lassen es zu, dass fremde Hunde oder Menschen ihn belästigen ohne einzugreifen. Es gibt zahlreiche weitere Beispiele …

Dabei wird klar, wie hoch wir in unserem sozialen Status einzuschätzen sind.

Beziehung ohne Führung?!

Hunde sind keine Demokraten, sie haben keine Skrupel ihre Interessen und ihren erlangten Status durchzusetzen, notfalls mit Gewalt.

Nehmen wir uns ein Beispiel an den Hunden …

Wirkliche Anführer treffen ihre Entscheidungen nicht um gemocht zu werden. Sie belohnen nicht, sondern schenken – Nähe und Aufmerksamkeit, wenn Ihnen danach ist. Sie stehen für die Beziehung ein, beschützen und geben Sicherheit.

Der natürliche Lebensraum unserer Hunde ist in unserer Nähe – das geht nicht anders …

Das größte Glück ist gemeinsam verbrachte Zeit, zusammen lernen, sich gemeinsam bewegen, miteinander spielen und Spaß haben – beschützt und gesichert durch den Menschen!

(Es gibt nur sehr selten Ausnahme-Hunde, die diese Aufgabe selbst übernehmen wollen und können.)

Auch wenn wir nicht perfekt sind, sind wir die wichtigsten Bindungspartner unserer Hunde! Also geben wir ihnen die beste Sicherheit für ihre Entwicklung. Dazu gehört, Grenzen zu setzen und Respekt zu fordern – immer wohlwollend, aber klar und deutlich. Daraus entstehen in der Mensch-Hund-Beziehung das größtmögliche Maß an Freiheit und die schönsten Momente im (Zusammen-) Leben. - Einfach nur du und ich!

bottom of page